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15. Januar 2017 - Nationale Kultur-Tag, 167 Jahre nach der Geburt des Dichters Mihai Eminescu. 15.01.2017

15. Januar 2017 - Nationale Kultur-Tag. Salon «Eugen Doga» (Rumänisch)

Am 15. Januar 1850 wurde im Dorf Botoschani in Rumänien Mihai Eminescu geboren. Der Dichter, der später die Leuchte genannt wurde, «der Morgenstern der rumänischen Literatur». Heute sind seine Gedichte in vielen Ländern der Welt bekannt, die herausgegeben Gedichte sind einfach unzählig. Sie sind in 70 Sprachen übersetzt, manche von ihnen wurden zu Volksliedern. Über sein Leben und Tod sind Hunderte Bücher geschrieben, ihm sind Denkmäler errichtet, nach ihm werden Straßen benannt. Zum hundertsten Jubiläum seines Todes wurde das Jahr 1989 von UNESCO zu dem «Internationalen Jahr von Eminescu» proklamiert.

Aber während des Lebens sah er weder Anerkennung, noch diesen ganzen Ruhm.

Obwohl Mihai Eminescu seine Zeitgenossen mit einer breiten Ausbildung und Intelligenz beeindruckte, mit dem Reichtum seiner Sprache und mit der unwiederholbaren Harmonie seiner Dichtung, war sein Leben voll von Not, Umherirren, Feindlichkeit, ewiger Arbeit und Armut. Bei seinem Leben erschien nur ein Buch mit seinen Gedichten. 

Der große Dichter schied aus dem Leben im Alter von 39 Jahren. Wie es oft geschieht, wurden Gleichgültigkeit und Unverständnis nach dem Tod mit der Glorifizierung abgewechselt, er wurde zu einem eigenartigen Symbol.

Im Schaffen von Eugen Doga ist sehr Vieles mit Eminescu verbunden. Er wohnt in Eminescu-Straße. Ein bedeutender Teil seiner Werke ist nach den Gedichten von Mihai Eminescu und seiner zärtlichen und gescheiterten Liebe - der goldhaarigen Dichterin Veronica Micle - geschrieben.

Das einzige zu Lebzeiten herausgegebene Buch von Gedichten von Eminescu erschien Ende des Jahres 1883. Hundert Jahre später, 1983, fand in dem Kischinauer  Operntheater die Erstaufführung des Balletts von Eugen Doga nach demSujet des Poems von Eminescu «Luceafarul» (Libretto von Emil Loteanu) statt. Im Ballett lösen die fantastischen Bilder der kosmischen Grenzenlosigkeit mit den Szenen des Lebens von einem Königshof einander ab, wir sehen eine Prinzessin, die sich in einen Stern vom Himmel - Luceafarul, den Sohn der Sonne - verliebt hat. Er stieg zu ihr aus den Sternenweiten hernieder. Aber es gibt kein glückliches Ende - der Sohn der Sonne schlägt der Prinzessin vor, unsterblich zu werden, aber sie hat Angst; er ist einverstanden, für sie sterblich zu werden, aber sie empfindet schon Neigung zu einem Pagen. Die irdische Welt der Prinzessin und das kosmische Reich von Luceafarul konnten nicht zusammen sein.

Wie sie konnten auch Mihai Eminescu und Veronica Micle nicht zusammen sein.

Sie waren beide 22 Jahre alt, als sie sich in Wien, der Hauptstadt des Walzers, trafen. Noch vor der Reise sah Veronica Micle in einer Zeitschrift die Gedichte von Mihai Eminescu und schrieb darüber ein Gedicht:

Ich kannte dich nur bei dem Namen
Ich dachte über dich mit Zärtlichkeit
bis ich dich kennen lernte.
Ich kannte dich nur bei dem Namen
Aber lieber kannte ich dich nicht.
Ich wünschte, ich könnte einmal
dich sehen.
Dir mein Leben widmen.
Dich zu meinem Idol machen.
(Veronica Micle, Wort für Wort Übersetzung)

In ihrer Geschichte gab es Momente von ungetrübtem Glück und Zärtlichkeit, die sich in Hass und Verzweiflung, in Eifersucht und Trennung verwandelten, und danach wieder in Glück.

Ich verspürte Hass gegen diese Welt!
Und wie kann ich sie nicht hassen?
Eine Plage ist noch nicht zu Ende,
Und die anderen stehen schon vor der Tür!
 
Und ich hoffe vom Tag zum Tag,
Ich sehe, alles ist umsonst, und doch hoffe,
Denn statt etwas Gutes
Werden meine Leiden noch bitterer.
 
Deswegen sehr oft
Träume ich von dem Graben;
Aber… ah! Wer kann mir sagen,
Wie ich mich dann im Grabe fühle?
 
Vielleicht wartet dort auf mich
Eine Strafe viel schärfer;
An irdische Plagen habe ich mich gewöhnt,
Tod, geh weg, wenn ich dich rufe!
(Veronica Micle, Wort für Wort Übersetzung)

Aber immer wieder zog es sie zu einander - diese unsichtbare Bindung wurde nie zerrissen.

Du bist die Welle, ich bin der Horizont,
Ich bin der Strand, du bist die See,
Du bist die Nacht, ich bin der Stern,
Meine Geliebte.
 
Geliebte
 
Du bist der Tag, ich bin die Sonne,
Ich bin der Schmetterling, du bist die Blume,
Ich bin der Tempel, du bist der Gott,
Mein Geliebter.
 
Du bist der König, ich bin die Königin,
Ich bin das Chaos, du bist das Licht,
Ich bin die Harfe im Windstrom,
Du bist das Lied.
 
Dichter
 
Du bist die Stirn, ich bin das Emblem,
Ich bin ein Genie, du bist ein Problem.
Ich schaue dir in die Augen, um dich zu erraten -
Und ich liebe dich!
 
Geliebte
 
Scheine ich dir die Nacht, scheine ich dir ein Geheimnis,
Umgehüllt in einen blassen Schatten der Kleidung,
Scheine ich dir ein erhobenes sachtes Lied,
Mein lieber Dichter?
 
Oh, alles Mystische, geliebterBarde,
In diese Seele, die für dich brennt,
Nichts, nichts ist meins -
Alles gehört dir.
(Mihai Eminescu, Wort für Wort Übersetzung)

Wer weiß, vielleicht konnte diese Bindung außerhalb des irdischen Lebens auch erhalten bleiben… In jedem Fall blieben ihre Namen für immer untrennbar verbunden als Symbol der Liebe, ihrerbetörenden Aufstiege und niederschmetternder Schläge, ihrer unwiderstehlichen Macht und bezaubernder Illusionen, sie blieben für immer die Geschichte über unsterbliche und ewige Liebe.  

Der Vogel mit blauen Federn,
Augenzeuge unserer Liebe,
Wenn du zu singen aufhörst,
Hör nicht zu, was mir sagt
Mein Geliebter, denn niemand weiß,
Vielleicht vergisst er mich morgen.
 
Und du, der Fluss mit ruhigem Strom
So rein wie das Licht,
Wenn du uns glücklich siehst,
Zerstör unser Glück nicht,
Vielleicht weinen wir schon morgen
Und trennen uns für immer.
 
Und du, der Mond, der liebe Mond,
Du bist die Kröne aller Nächte,
Sag nicht, du hast uns gesehen.
Deine Strahlen können morgen
Nicht einmal glauben,
Dass wir uns je geliebt haben.
(Veronica Micle, Wort für Wort Übersetzung)

Über diese Geschichte schrieb Eugen Doga gerade sein Musikzyklus «Dialoge über Liebe».

Der Komponist wurde von ihren Gedichten begeistert, in denen ihre Herzen schlagen, ihre Liebe und Eifersucht, ihre Zärtlichkeit und Leidenschaft. «Sie haben merkwürdig musikalische Gedichte. Dort braucht man sogar nichts auszudenken, in ihren Gedichten gibt es alles! Seine Werke sind ihr gewidmet und wurden unter dem Einfluss von ihrem Gestalt geschaffen, ihre Gedichte sind eine Antwort darauf. Das ist ein Dialog von zwei poetischen Welten», sagt Eugen Doga.

Eugen Doga hat nach den Gedichten von Mihai Eminescu auch Romanzen, Chore, Arien geschrieben… und fährt fort, immer neue Werke zu schreiben.

«Ich fühle mich außergewöhnlich glücklich, wenn ich am Klavier mit den Gedichten von Eminescu sitze. Und an diesem Tag feiern wir nicht nur den Geburtstag von Eminescu, wirhalten die Feier unserer Kultur ab, unserer Nationalgeistigkeit,in gewissem Sinne unseres ganzen Daseins. Und deswegen wünsche ich allen das Glücksgefühl in der Welt von Eminescu!» so Eugen Doga.

 

 

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